Überlegungen und Intentionen zu dem, was wir "Männerarbeit" nennen


„Das Leben lädt uns jeden Augenblick ein, an seiner Fülle und seinen Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten teilzunehmen – und zwar sehr konkret“.

Das ist einer der Leitgedanken des Bonner Männerkreises – um unsere eigene Entwicklung und Entfaltung zu erkennen und an ihr mitzuwirken. Denn wir erfahren das Leben durchaus oft sehr anders als es dieser Leitgedanke ausdrückt und sehen auch anderes, dem sehr entgegen Stehendes um uns herum. Gerade wir Männer erleben das Leben, unser Leben, oft als einen Kampf, ein dauerndes Bemühen, ein fortwährendes Erreichen- und Besser-Werden-Müssen mit mitunter sehr anstrengendem Charakter.

Wie kann ich dann diese „Einladung des Lebens“ verstehen, sie in mir wahrnehmen,
von ihr geführt werden, an ihr mitwirken?

Die Grundlage dafür ist der Kontakt zu mir selbst, das fortwährende Kennenlernen mir selbst. Denn oft meinen wir viel mehr uns zu kennen – und verwechseln dabei unsere Meinungen und die anderer über uns mit wirklichem Kennen – als wir uns wirklich kennen. Außerdem erleben wir fast alles in uns. Lebenssituationen finden viel mehr in uns statt als außerhalb. Wir sind vom Leben also vor allem eingeladen, uns selbst besser kennen, verstehen zu lernen, uns selbst zu entdecken und zu erleben. Deshalb geht es auch im Bonner Männerkreis um ein Mich-weiter-kennen-Lernen, als Mensch und Mann. Als Mann, denn mein Leben ist das Leben eines Mannes und wird nie ein anderes sein.

Zugleich erkenne, erfahre und erlebe ich mich im Leben maßgeblich durch andere. Sei es durch Impulse, Rückmeldungen, Reaktionen von anderen, sei es durch mein Beitragen zum Leben anderer. Lernen und Entwicklung, persönliches Wachstum finden fast ausschließlich in und durch Begegnung, durch sozialen Kontakt statt. Es scheint so zu sein, das ich mich letztlich erst wirklich entfalte, wenn andere – durch mich und ich durch sie – das auch tun.

Für dieses Erleben und die damit einhergehenden Prozesse hat sich ein entsprechend ausgerichteter Männerkreis und dessen „Feld“ bewährt. Der geschützte Kreis von Männern schafft ein Feld, das intensiv dazu beiträgt, die Themen des eigenen Lebens vertieft zu erfahren und damit Handlungsspielräume zu erkennen. Ebenso wird mir spürbar und nachhaltig erlebbar, wie ich auf andere wirke, wie sie mich sehen – und wie sie auch mich wirken. In diesem Feld unter Männern wagen wir leichter den ehrlichen Kontakt, sei es „nach außen“ zu den anderen Männern, sei es „nach innen“ mit unserem eigenen Erleben.
Ja, Kontakt, auch zu uns selbst, geht oft mit einer Art „Risiko“ einher.
 

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